365 Tage Getested Stories

Weihnachten ohne Stern

Alle 3-4 Jahre wieder – immer in der Weihnachtszeit – läuft unser Auto-Leasing aus. Zeit für etwas Neues. Unser geliebter Viano war mit 55 Tausend Kilometern auf dem Tacho weit entfernt von der statistischen Laufleistung. Sophie und ich orientieren uns jedoch in keiner Weise an den Versprechen der Autohersteller, sondern haben eine eigene Haltedauer ermittelt: Bis zur ersten großen Reparatur sind das drei bis vier Jahre.  Nur die Hälfte davon ist bei BMW und Co. durch Garantie abgedeckt.
Anders in den USA, wo vierjährige Produkthaftung zum guten Ton gehört. Unvorhersehbare Lenkungsprobleme und Elektronikfehler führen neben unnormalen Verschleiß die persönliche Tabelle der Schäden an. So eine Anfälligkeit in den ersten achtundvierzig Monaten eines Auto-Lebens gibt es anscheinend auch bei weiteren Marken: Meine DHL-Paketzustellerin, schilderte ähnliche Probleme mit Audi. Inzwischen fährt sie A-Klasse. Vielleicht hat sie mehr Glück mit dem Stern, der bei uns nach vielen Jahren Markentreue nun endgültig unter geht.

Verabschiedung vom ADAC – Professionell wie immer… Danke!

Während wir lange Zeit ohne großes Suchen immer in der Produktpalette von Mercedes fündig wurden, fingen wir jetzt bei Null an: Hersteller, Ausstattung? Finanzierung oder Leasing? Dann die Farbe. Darf man noch Schwarz oder Weiß wählen? Und nach dem Kauf? Nicht zu vergessen: Wie reagieren die Familie, die Mieter, Geschäftspartner und die Nachbarn?
Eine Bekannte, Besitzerin eines Glühweinstandes, meinte kürzlich: »Meine Gäste nehmen es mir nicht übel, wenn ich hin und wieder die Preise für den Punsch um 50 Cent anhebe. Alles wird teurer. Sollten sie jedoch erfahren, dass ich mir parallel etwas gegönnt oder angeschafft habe, rechnen sie das sofort dagegen auf. Dann heißt es, mit der Preissteigerung finanziere ich meinen Luxus.«

Neid ist das Gefühl gegenüber anderen benachteiligt zu sein. Studien besagen, dass weit mehr als die Hälfte der unter 40-jährigen darunter leidet. Oberhalb 50 betrifft es nur noch zwanzig Prozent.

Aber Neid ist nichts neues! Schon in meiner Jugendzeit parkte mein Versicherungsvertreter seinen Porsche nie vor der Haustür, sondern um die Ecke in einer Seitenstraße. Vermutlich aus gutem Grund.

Ein Auto musste her und das innerhalb von 4 Monaten. Der Corsa, des Balkon-Sanierers, der neulich mit mir in einer Wohnanlage eine Fassade für eine Angebotserstellung begutachtete, gefiel mir optisch sehr gut. Nee, nicht O p e l Corsa – er fuhr den MS-12: Maserati Corsa. Sportwagen. Zwölf Zylinder. Etwas abgefahren vielleicht für eine Baubesichtigung, jedoch insgesamt stilecht, denn der Fachmann kam auch nicht etwa im Blaumann daher.  Nadelstreifenanzug und handgefertigte Schuhe aus feinstem Kalbsleder rundeten das Bild perfekt ab. Ich schaute vermutlich etwas irritiert, weil ich etwas Gegensätzliches erwartete, aber neidisch war ich nicht – jedem das Seine!

Wie ist es bei dir? Denkst du beim Autokauf daran, was der Chef oder die Nachbarn dazu sagen? Schaust du, mit welchem Auto dein Vermieter oder der Handwerker vorfährt? Beeinflusst die Meinung der Anderen die persönliche Auswahl?

Unser Traumwagen musste einige Kriterien zwingend erfüllen, Allrad, viel Platz im flexiblen Kofferraum, eine gute Portion Anhängelast und ein moderater Verbrauch. Verwöhnt durch unseren Viano wollten wir auch auf das erhöhte Sitzen nicht verzichten. Zu guter Letzt sollte es uns dann auch noch, wenigstens ein wenig, gefallen.

Sophie hatte wie immer schon „vorsortiert“ und so führte uns der erste Weg zu Volvo. Doch der Preis des im Showroom ausgestellten XC 90 entsprach ganz und gar nicht dem vorher festgelegten Budget. Also gingen wir unverrichteter Dinge, ohne zusätzliche Informationen einzuholen. Der kleinere XC60 hatte einen deutlich kleineren Kofferraum und gefiel uns optisch auch nicht sooo gut.
In den darauffolgenden Wochen testeten wir uns, teils mit unseren Jungs gemeinsam,  durch die Vielfalt der Automobile. Land Rover Discovery, Outlander, Pajero, VW-T6, Ford Custom, Seat Ateca, Land Cruiser, Skoda und diverse Jeeps, um nur einige zu nennen. Die Mercedes V-Klasse, ebenfalls mit genügend Stauraum und 4×4 Antrieb erhältlich, wurde nach zweimaliger Testfahrt ausgemustert: optisch und von der Verarbeitung leider ganz und gar nicht Sophies Fall. Dazu kam die Erinnerung an mehrere größere Ärgernisse mit extrem häufigen, unerfreulichen Werkstattaufenthalten und einem für uns unattraktiven Kosten-Nutzen-Verhältnis. Schweren Herzens, denn unser langjähriger Kundenberater im Nutzwagenbereich bei Mercedes ist wirklich immer für uns da gewesen. Ohne ihn wären wir manchmal wirklich verzweifelt – dazu ein anders Mal mehr…

Immer wenn wir glaubten, den richtigen Wagen gefunden zu haben, haperte es am Preis, der Ausstattung oder recht häufig am Verbrauch. Einer der ausgesuchten Wagen war in ganz Hamburg ausverkauft, also weder zur Ansicht, noch für eine Probefahrt verfügbar. Bei zweien scheiterte es an der viel zu langen Lieferzeit. Ein in Spanien gebautes Auto braucht eben einige Monate mit dem Schiff bis nach Deutschland, ein VW wiederum genau so lange von Wolfsburg nach Hamburg.
Wir waren wirklich mit den Nerven am Ende, man sollte es kaum glauben. Ein Lichtblick brachten einige sehr freundliche Händler, auch wenn es dann nicht zum Kauf kam.

Der Verkäufer im Autohaus S+K  in Neu-Wulmstorf war super freundlich und die weite Anfahrt in jedem Fall wert. Auch wenn wir uns letztendlich nicht für den, doch recht durstigen,  Landcruiser entschieden. Angenehm war es ebenfalls beim Jeep-Händler Lehmann, der neben Jeeep auch über einen Fundus anderer amerikanischer Traumwagen verfügt. Auch bei SEAT, Citroen und VW wurden wir nach Anfangsschwierigkeiten sehr gut beraten. Bei Jaguar gab es den besten Kaffee und ein WC was „die Welt noch nicht gesehen“ hat. Aber deren Angebote, die nur genau j e t z t und nur wenn Sie sich s o f o r t entscheiden gelten… – ein wenig plump, sorry.
Bei Mini (für Sophie) hat man es innerhalb von 4 Jahren 2 Mal geschafft uns komplett zu ignorieren. Grüßen, Blickkontakt, Hilfestellung – Fehlanzeige. Wahrscheinlich sind wir in unserem Alter nicht hipp genug. Ein weiteres Mal versuchen wir es sicher nicht mehr, dafür ist uns unsere Zeit zu schade…  – a
ber das ist selbstverständlich nur unsere subjektive Meinung resultierend aus der persönlichen Erfahrung

Völlig gestresst führte unser Weg ein zweites Mal zum ersten Händler. Dort gibt es Ford, Citroen und Volvo. Minutenlang umrundeten wir das Objekt der Begierde, öffneten den Kofferraum und kamen mit dem Verkäufer ins Gespräch, der sich auch noch an unseren ersten Besuch erinnern konnte. Wir sprachen nun doch über den Preis, und plötzlich war der XC 90 doch in greifbare Nähe. Ein Termin für eine Probefahrt am nächsten Tag – kein Problem.

Das Auto, ein Traum. Genau wie wir es uns vorgestellt hatten. Die Variante die wir für die Probefahrt bekamen, sogar richtig luxuriös, besonders auch das Soundsystem von Bowers & Wilkens. Behutsam strichen wir über das harmonisch verlaufende Armaturenbrett. Die obligatorische Probefahrt dauerte keine 10 Minuten – man merkt schnell, wenn es passt.

Was für ein Sound…

Der Duft der Materialien. Herrlich! Wir hatten uns verliebt. Den Sack zu, machte dann der charmante Verkäufer mit einem konkreten Angebot. Wartung inklusive! Verschleißteile auch! Inzwischen hat Volvo pünktlich ausgeliefert. Mit Champagner und einem Wellness-Gutschein. Mercedes überreichte beim letzten Mal eine Packung Nagellack in Wagenfarbe, und das wo Sophie ihre Nägel fast nie lackiert…

Dieses Weihnachten feierten wir ohne Stern. Bloß nicht neidisch werden …