365 Tage Gewusst wie

Gemeinschaftswaschraum oder dein Leben ohne Calgon

Die älteren Leser unter uns, erinnern sich: Es gab eine Zeit ohne Waschmaschinen! Und für die Jüngeren: Ja, man hat trotzdem gewaschen. Erst in Bächen und Flüssen (ca. 50.000 v. Persil), später dann mit Hilfe eines Waschbrettes in Pötten und Trögen (7. nach Ariel-Geburt)  und dann in mit Holzfeuer beheizten Waschkesseln (bis 1950, Ära Weißer Riese). Es dauerte jedoch noch einmal 25 Jahre bis zur flächendeckende Einführung (Neuzeit in Spee). In der Gegenwart (Perwoll-Zeitalter) stehen Miele, Siemens und Co. in fast jedem Haushalt. Wenn Platz ist! Viele Mietshäuser sind mangels Fläche in den Wohnungen mit einem Waschraum im Keller ausgestattet. Besonders bei kleineren Wohngemeinschaften (5-8 Mietparteien) kann das recht komfortabel sein. Jeder Mieter darf in einem Gemeinschaftskeller seine eigene Maschine aufstellen. Per Zähler werden Wasser und Strom nach persönlichem Verbrauch abgerechnet.

Single-Frauen waschen doppelt soviel wie Single-Männer

Ist die Mieteranzahl zu groß, stellt und wartet der Vermieter die Geräte. Meist findest du zu den Waschmaschinen auch noch Wäschetrockner. Bezahlen musst du vor dem waschen. Mit Coins oder Münzen. Wasserschaden durch geplatzte Schläuche, Anschaffungskosten, Reparaturen und ständig dieses blöde Calgon vergessen? Sch*** Egal!  Ein Waschraum für Alle – eine tolle Lösung, wenn da nicht die vielen Nachbarn wären. Nein, ich meine nicht die zeitliche Einschränkung. Dafür gibt es einen Waschplan (Unseren „Erprobten“ findest du in Kürze hier zum Download).

Mit dieser "Farbmischung" kann man nicht viel falsch machen.

Waschmaschine mit trockener Wäsche. Farbneutral in grün und braun.

Verzichte beim Kleiderkauf auf schwarze und weiße Kleidung – dann brauchst du nicht zu trennen!

Getrübt wird dein Streben nach Sauberkeit im öffentlichen Raum in erster Linie durch die diffusen Waschgewohnheiten deiner Nachbarn. Wobei die Ausgangslage für alle gleich ist: Schmutziges soll sauber werden.  Doch schon bei der Hardware, der Waschmaschine, scheiden sich die Nationen-Geister. Daher bringen die  Hersteller für viele Länder spezielle Modelle heraus. Die dickste Bedienungsanleitung gibt es mit Sicherheit für die Deutschen. Sie wollen alles kontrollieren. Das Display mit den Wahlmöglichkeiten der einzelnen Programme verläuft über die gesamte Breite der Maschine. Die Anzahl der Regler und Knöpfe könnte einem NASA-Flug-Simulator entsprungen sein. Du kannst nicht nur wählen wie viele Minuten dein Programm laufen soll, sondern auch das Mischungsverhältnis von Wasser und Waschmittel berechnen. Für jedes Kleidungsstück. Die Schleuderdrehzahl bestimmst du in zehner Schritten. Du bist immer der Chef.

Anders bei den Franzosen. Die lieben es einfach  – simplement. Klamotten rein, Tür zu, Knopf drücken, waschen. Fertig. Da bleibt mehr Zeit für Schöneres.  Stimmt das? Und ob das stimmt! Ich habe einige französische machines à laver kennengelernt und die waren genau so. Schleuderdrehzahl 1600? Weit gefehlt, die Kochwäsche bleibt tropfnass. Sophie und ich dachten, die sind wohl schon älteren Baujahres. Weit gefehlt, es waren die neusten Modelle aus dem Supermarkt. Bei den Spaniern und Italiener kenne ich mich nicht gut aus. Ich habe nur gehört, dass beide Nationen ihre Waschmaschinen gerne aus der Wohnung verbannen – auf den Balkon oder so. Die spinnen die Römer!

Caramba, mir kocht der Blut die Wäsche.

Besonders heiß mögen es die Griechen. Studien zufolge verwenden sie am häufigsten das 90 Grad-Programm. Sparen geht anders, aber lapidare Umgangsformen mit Geld sind wir von den Hellenen gewohnt.  Ähnlich verschwenderisch? Die Amis! Die brachten zwar die Waschmaschine nach Deutschland, sind aber bei der technischen Entwicklung vor Jahrzehnten stehen geblieben. Die in den USA weit verbreiteten riesigen Toplader rühren die Wäsche ähnlich einer Teig-Knetmaschine.

Der wohl bekannteste Mensch, der je eine Interview über die Qualität amerikanischer Waschmaschinen gegeben hat, war unserer aller Apfel-Vater Steve Jobs. Er stellte das in der Zeitschrift Wired so dar: It turns out that the Americans make washers and dryers all wrong. The Europeans make them much better – but they take twice as long to do clothes! It turns out that they wash them with about a quarter as much water and your clothes end up with a lot less detergent on them. Most important, they don’t trash your clothes. They use a lot less soap, a lot less water, but they come out much cleaner, much softer, and they last a lot longer. Das ganze Interview könnt ihr auch in seiner Biografie nachlesen.

Ansonsten ist es beim waschen in Amerika fast wie das Verhältnis von Hillary und Donald – die Chemie stimmt einfach nicht. Zu viel Reiniger, zu scharf die Inhaltsstoffe. Das hält die stärksten Blue-Jeans nicht lange aus. Was soll’s, dann wird eben neu gekauft. Am schrägsten treiben es nachgewiesener Maßen die Chinesen – die Waschmaschine steht gleich neben dem Sofa und bildet das neue Yin und Yang in vielen Familien. Als Statussymbol der Mittelschicht läuft die Siemens sogar bei der abendlichen Party mit geladenen Gästen nebenher: ein perfekter Live-Akt  – der Hersteller hat für den asiatischen Markt dafür extra einen Musikchip integriert – für noch mehr Unterhaltungswert.

Diese und ähnliche "Überreste" finden sich täglich im Waschraum. Ein zuwenig an Chemie ist sicher nicht schuld an schlechten Waschergebnissen.

Weißer Riese Universal, Gel, Lenor, Softlan. Eine kleine Auswahl an belieben Waschmitteln und Weichspülern

So, nach dieser kleinen Weltreise begleite ich dich noch kurz in den Waschraum.

Heute möchtest du nach Herzenslust den Mief aus deiner Kleidung bekommen. Ordnungsgemäß hast du dich schon vor Tagen in den Belegungsplan eingetragen. Mit einer vollen Wanne unter dem Arm und einer Flasche Ariel Actilift (Sophies Empfehlung) zwischen den Zähnen, betrittst du den bis zur Decke gefliesten Raum. Zuversichtlich, in der Hoffnung, dass dich niemand böswillig aus dem Waschplan gestrichen hat. Du hast Glück – die Waschmaschinen sind frei und befinden sich anscheinend im funktionsfähigen Zustand. Du erkennst zumindest die Schublade für das Waschmittel und etliche Knöpfe für die Programmvorwahl. Respektvoll öffnest du das Bullauge und freust dich erneut: Es klemmen weder schwarze oder blonde lange Haare zwischen Metallgehäuse und Gummidichtung, noch wurde zuvor eine Hundedecke gewaschen. Alles sauber, ja regelrecht rein.

Stop! Nicht so hastig – nimm dir noch etwas Zeit und fahre mit deinen Fingern vorsichtig durch die Trommel. Ist die Hand danach schwarz, hat dein Vorgänger eventuell ein Färbemittel für seine dunklen Tshirts verwendet – das wäre der frühe Tod für deine neue sonnengelbe Bettbezüge. Eine weitere Gefahr für deine Textilien kannst du frühzeitig erkennen, wenn du deine Nase einsetzt. Riecht es nach Chlor? Dann hat vielleicht gerade ein indischer Nachbar vor die gewaschen – zur Entfernung vom in der indischen Küche verwendeten Curry-Pulver hilft nämlich ausschließlich Bleiche. Wenn du dir nicht sicher bist, kannst du schnell die Kammer ausspülen und die Maschine einmal im Spülprogramm leer durchlaufen lassen. Deine Wäsche wird dir diese Vorsichtsmaßnahme danken.

Eine Empfehlung noch zum Schluss: Merke dir die ungefähre Programmdauer und gehe kurz vor Ende der Waschzeit zurück in den Waschraum. Denn wenn du nicht pünktlich da bist, hat vielleicht schon der nächste Mieter deine Wäsche entnommen und die Maschine neu gefüllt – ein No-Go, doch nachträglich nicht mehr zu verhindern!

Fortsetzung folgt…

Wie du eine Waschmaschine richtig bedienst, erfährst du in Kürze in einem weiteren Artikel.